Im Frühling 2024 bekam ich den Auftrag, die Wand des Fahrgeschäfts Extasy im Wiener Wurstelprater mit einer neuen Graffiti-Bemalung zu gestalten. Es war für mich die bis dahin größte “Leinwand” und eine spannende Herausforderung.
Wandbemalung im Wiener Prater
Die vorherige Bemalung war bereits deutlich in die Jahre gekommen. Nachdem das benachbarte Gebäude abgerissen worden war, war die Wand nun gut sichtbar – direkt von der „Straße zum Ersten Mai“, die das berühmte Schweizerhaus mit dem Riesenrad verbindet.
Das Thema der neuen Bemalung sollte, wie schon zuvor, auf die legendäre Geisterbahn „Das Geisterschloss“ hinweisen, die sich gleich um die nächste Ecke befindet.
Eine große Fläche, viele Herausforderungen
Obwohl ich schon etwas Erfahrung mit Wandmalerei hatte, war diese Fläche von etwa 5 x 3 Metern Neuland für mich. Die größte Herausforderung bei dieser Größe ist es, das Motiv sauber auf die Wand zu übertragen. Wenn man direkt davor steht, fehlt einem einfach der nötige Überblick, um Proportionen richtig einzuschätzen.
Ich habe mich hier für eine Kombination aus der klassischen Rastermethode und einem Projektor entschieden. Unter idealen Bedingungen hätte man das Motiv komplett projizieren können, aber da ich das Stativ nur etwa drei Meter von der Wand entfernt aufstellen konnte, musste ich das Bild abschnittsweise übertragen.
Dazu arbeitete ich nach Sonnenuntergang und bei Windstille, denn mein Projektor, den ich teilweise auf eine Höhe von bis zu 2,5 Metern brachte, reagierte empfindlich auf jede Erschütterung. Für die Vorzeichnung nutzte ich einen Pinsel mit langem Stiel, einen nachfüllbaren Marker und Farben von Molotow.
Motivwahl und Stil
Schon nach der ersten Nachtsession war das Motiv gut erkennbar. Im Zentrum ließ ich das bekannte Hinweisschild „Zum Geisterschloss“, das von den bekanntesten Figuren der Geisterbahn umrahmt wurde. Da sich die Chefin des Fahrgeschäfts eine eher humorvolle Darstellung wünschte, entschied ich mich für einen bunten Comicstil – die Monster sollten mehr freundlich als furchteinflößend wirken.
Spraydosen, Airbrush und Perspektivenprobleme
Nach der Vorzeichnung kam endlich Farbe ins Spiel! Ich arbeitete hauptsächlich mit Spraydosen von Montana – zum Glück liegt ein Montana-Store ganz in der Nähe vom Prater, also war der Nachschub gesichert. Für feinere Details kam auch die Airbrush zum Einsatz. Hierbei sprühte ich die Farbe direkt aus der Spraydose in den Farbbehälter des Luftpinsels – eine Technik, die mir viel Kontrolle über Übergänge und Schattierungen ermöglichte.
Natürlich lief nicht alles reibungslos: Aus der Distanz betrachtet, merkte ich schnell, dass ich mich an manchen Stellen zu sehr in Details verloren hatte – zum Beispiel bei den Wolken, die aus der Ferne zu kleinteilig wirkten. Auch den Hinweispfeil musste ich nachträglich weiter nach oben verlegen, damit er vom Boden aus gut sichtbar war.
Gerüst, Sommerhitze und Churros
Eine weitere Herausforderung war die Arbeitsplattform: Sie stand auf einer Dachschräge, was es schwierig machte, eine stabile Standfläche zu finden. Zudem musste ich sie mehrmals umplatzieren, da sie immer nur etwa ein Drittel der oberen Wandfläche abdeckte. Ein größeres Gerüst hätte allerdings zu viel vom Motiv verdeckt – und damit auch meine Sichtkontrolle erschwert.
Da ich im Sommer arbeitete und die Wand nach Süden ausgerichtet war, wurde sie im Laufe des Tages ordentlich aufgeheizt. Die Farbe trocknete dadurch zwar schnell, aber ich war dankbar für die Pausen im Schatten unter den Böcken.
Mit dem Fortschritt des Bildes kamen auch erste Reaktionen: Immer wieder hörte ich zustimmende Zurufe von Passant:innen, was mich sehr gefreut hat. Der Besitzer des nahegelegenen Imbissstands brachte mir sogar Churros vorbei – eine willkommene Stärkung!
Fazit
Nach einigen Tagen harter Arbeit war mein bisher größtes Wandgemälde fertiggestellt. Trotz der Herausforderungen war es ein großartiges Projekt, das mir nicht nur neue technische Erfahrungen gebracht hat, sondern auch viele schöne Begegnungen. Und vielleicht habt ihr ja beim nächsten Besuch im Prater einen Blick dafür übrig – gleich ums Eck vom Geisterschloss!