Die Frage, ob man einen Motorradhelm oder auch einen anderen Sturzhelm lackieren kann, ohne die Sicherheitsfunktion zu beeinträchtigen, wird oft hitzig diskutiert. Wie so oft, macht auch zu diesem Thema viel Halbwissen die Runde..
Kurzes Fazit zu Beginn:
- Es ist gesetzlich nicht verboten Helme nachträglich zu lackieren.
- Hochwertige und moderne Helme mit Fasereinlagen sind technisch betrachtet einwandfrei lackierbar.
- Es wird dabei lediglich zur bestehenden Lackierung eine weitere Lackschicht hinzugefügt.
- Wichtig ist das nötige Fachwissen und Sorgfalt bei der Helmlackierung. Deshalb wenden Sie sich an mich.
- Ich verwende ausschließlich Acrylfarben und 2K-Acryl Klarlack mit geringem Lösemittelgehalt.
- Evtl. erlischt trotzdem die Herstellergarantie, das wäre vorher abzuklären.
- Helme sind eine wichtige Sicherheitsausrüstung, wer seinen Helm verändern lässt muss dafür selbst die Verantwortung übernehmen. Ich kann Sie gerne beraten und alle Infos liefern, jedoch ist es mir rechtlich zu “heiß” eine Garantie zu geben oder die Haftung zu übernehmen. Wenn ich einen Helm verschönere, gebe ich ihn danach als Ziergegenstand weiter.
In jedem Fall empfehle ich die Nachfrage beim Hersteller
Manche Helme sind bereits von Werk aus für eine nachträgliche Designlackierung bestimmt und der Hersteller gibt das “OK” für eine fachgerechte Lackierung. Es kann aber auch sein, dass durch die Lackierung, welche als nachträgliche Veränderung gilt, die Garantie erlischt. Das liegt rein an der rechtlichen Situation und den Garantie-Bestimmungen. Es bedeutet nicht, dass tatsächlich Sicherheitsbedenken gegen eine Helmlackierung sprechen.
Aus technischer Sicht
Früher bestanden Helme oft nur aus Styropor über das durch Hitzeeinwirkung eine Schale aus Kunststoff geformt wurde (Thermoplast). Hinzu kam, dass die damals gebräuchlichen “Nitrolacke” einen hohen Anteil an Lösemitteln enthielten. So kam es vor, dass der unbeschichtete rohe Kunststoff von den Lösemitteln im Lack angegriffen wurde und brechen konnte. Nitrolacke sind heutzutage nur noch für Oldtimer-Lackierungen erlaubt und die beschriebene Art der Helmproduktion wird nur bei äußerst günstigen Modellen angewandt. Bei solchen Helmen wäre es auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht vernünftig in ein Helmdesign zu investieren.
Sorgfalt und “Know How” bei der Helmlackierung
Die allermeisten Sturzhelme bestehen heutzutage aus faserverstärkten Verbundstoffen (Duroplast-Werkstoffe wie Glasfaser oder Carbon). Diese sind bereits mit einer Lackierung versehen. Ich raue die bestehende Lackierung mit feinem Schleifpapier lediglich leicht auf, damit die lösemittelfreien Acryl-Airbrushfarben gut darauf haften. Zur Versiegelung lackiere ich eine weitere Schicht 2‑Komponenten-Klarlack. Dieser hat einen sehr niedrigen Lösemittelgehalt (VOC) und fügt dem Helm und der Farbe keinen Schaden zu. Im Gegenteil, durch die zusätzliche Versiegelung wird der Helm sogar noch stabiler. Auf Wunsch kann ich Ihnen ein Zertifikat über die verwendeten Materialien ausstellen.
Lackiertauglichkeit von Helm-Werkstoffen (Zitat aus dem Louis-Katalog)
Airbrush Motorradhelm, Sturzhelme aus Duroplast-Werkstoffen
wie z.B.: Fiberglas, AIM (Advanced Integrated Matrix), S.T.R.O.N.G.-Fibre, Carbon, Carbon SLC, Composite-Fibre, u.a. Duroplast-Werkstoffe werden in Form von Glasfaser-Matten, ‑Geweben oder ‑Gestricken von Hand im Laminierverfahren zu Helmschalen verarbeitet. Abschließend werden diese heißgepresst/gebacken, um der Schale ihre hochfeste Endstruktur zu verleihen. Sie sind besonders schlagresistent, sehr alterungsbeständig und widerstehen Lösungsmitteln, Benzin und Chemikalien. Nachträgliches Lackieren mit Kunstharzfarben und lösungsmittelfreien Farben ist möglich – sicherheitshalber jedoch immer den Rat des Herstellers einholen! Durch besondere Materialkombinationen entwickeln die Hersteller besonders stoßfeste, reißfeste und leichte Helmschalen. So wird Fiberglas z.B. durch Kevlar®/ Aramid oder Carbon ergänzt („Composite“, „Multi“-Fiber, etc.)
Airbrush Motorradhelm, Sturzhelme aus Thermoplast-Granulaten
wie z.B. ABS, Polycarbonat, Lexan®, u.a. Thermoplast-Granulate werden zur maschinellen Helmherstellung im Spritzgussverfahren verwendet. Die Helmschalen sind aus einem Stück gefertigt. Unlackierte Ausführungen bestehen aus gefärbtem Granulat. Lackierte Ausführungen sind optisch hochwertiger und zusätzlich besser gegen Umwelteinflüsse geschützt (daher etwas langlebiger). Moderne Thermoplaste sind durch chemische „Additive“ veredelt. Sie verspröden so weniger schnell und sind beständiger gegen UV-Strahlen, Benzindämpfe und Umwelteinflüsse. Auf nachträgliches Lackieren und Verschönern mit Aufklebern sollte jedoch verzichtet werden, denn Lacke und Klebstoffe können zur Versprödung des Thermoplast-Materials führen.
Quelle: Louis Katalog 2014, Seite 309
Haftungsausschluss:
Egal, was aus technischer Sicht zu sagen ist: Da es sich bei Helmen um eine Schutzausrüstung handelt, die im Ernstfall Ihr Leben retten soll, ist die Situation rechtlich ziemlich heiß. Niemand will das Risiko in Kauf nehmen, nach einem Unfall verklagt zu werden. Weder der Hersteller noch der Lackierbetrieb. Deshalb obliegt es Ihrer Verantwortung sich vorab zu informieren, ob der Helm durch die Lackierung seine Straßentauglichkeit oder Gewährleistung verliert. Natürlich berate ich Sie gerne dabei, aber ich kann keine Haftung oder Garantie für die Sicherheit des Helms übernehmen. Lackierte Helme werden von mir als reine Ziergegenstände ausgehändigt.
Zum Abschluss noch ein interessanter Artikel zu diesem Thema
Im Magazin “Kurvenfahrer” schreibt Michael Mild, der Inhaber des Airbrush-Fachgeschäfts “Spritzwerk” zu dem Thema: Mit dem Helm Airbrush zum Helm Unikat